Den Dezember 2024 wollen wir euch im Rahmen unserer Reihe „Niemals Vergessen – Kommunist:innen der KPD“ Menschen vorstellen, welche für die Befreiung der Menschheit gekämpft haben. Sie alle waren Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und trugen einen großen Beitrag zur Parteiarbeit und dem Kampf gegen den Faschismus bei. Manche von ihnen werden euch bekannt sein, manche vielleicht nicht. Hinter jedem Namen steckt eine lange Geschichte. Wir können von jedem nur einen kleinen Abriss zeigen. Es sind die tapferen Menschen, die in schwersten Zeiten ihres Lebens beraubt worden. Welche mit aller Mühe für eine befreite Gesellschaft kämpften. Gefoltert, eingesperrt, entrissen von Freund:innen und Familie, doch niemals aufgegeben. Es sind einfache Menschen, Menschen wie wir. Ihr Andenken und ihren Kampf zu bewahren ist unsere Aufgabe.
Deshalb: Niemals vergessen.
Charlotte Garske
Charlotte Garske wurde am 4. Dezember 1906 in Berlin geboren. Sie arbeitete als Kontoristin und war bereits mehrere Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges der KPD beigetreten. Dort gehörte sie zu den führenden Mitgliedern und organisierte während der NS-Zeit maßgeblich die illegale Arbeit der Partei mit. Charlotte war vor allem an der Produktion und Verbreitung kommunistischer und antifaschistischer Schriften beteiligt. Gemeinsam mit ihrem Genossen und Mann Erich Garske schützte sie den untergetauchten Genossen Wilhelm Knöchel, der von der Gestapo gesucht wurde. Das Paar half diesem bei der Herstellung der Schrift „Der Friedenskämpfer» und bot weiteren Genoss:innen der KPD in ihrer Wohnung in Berlin-Mitte Schutz. Charlotte unterhielt außerdem engen Kontakt mit Antifaschist:innen aus dem Rheinland, welche sie mit Materialien versorgte.
Am 30. Januar 1943 wurde Charlotte gemeinsam mit Erich verhaftet und am 9. November aufgrund von „Vorbereitung zum Hochverrat» zum Tode verurteilt. Am 16. Dezember des selben Jahres wurde Charlotte Garske in Berlin-Plötzensee ermordet. Erich Garske wird am 13. Dezember in Brandenburg-Görden ermordet.
Bereits 1944 gestalteten KPD Genoss:innen für Charlotte und Erich einen Gedenkstein am Springsee in Brandenburg. Dort machten die beiden öfter Urlaub. Später wird das Symbol der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) beigefügt.
Meine Lieben!
Es ist kurz vor dem letzten Gang. Es wird mir besonders schwer, wenn ich an meinen Sohnemann denke, ich hoffe aber, dass er weiß, was er uns schuldig ist, und bitte Euch, alles zu tun, dass er ein vernünftiger Mann wird. Ihr alle wisst, was ich im Leben gewesen bin, und darum ist mir alles so unfaßbar. Aber, ,,wenn etwas gewaltiger als das Schicksal ist, so ist’s der Mut, der’s unerschüttert trägt». Haltet Euch das immer vor Augen, dann ertragt Ihr auch dieses ganze Schwere.
Mein lieber Sohnemann, vergiß niemals, was wir Dir waren. Immer, wenn Dich etwas anficht, denke an uns. Ich wünsche Dir noch ein recht gutes, arbeitsreiches Leben, auch alles Gute für Deine Frau, die Du Dir mal nimmst. Liebes, sei nicht traurig und weine nicht, Zähne zusammengebissen und durch. Heute vor acht Tagen warst Du noch bei mir. Es ist mein letzter Gedanke, der Dir gilt. Also nochmals, sei immer vernünftig.
Es küßt Dich ganz lieb immer Deine Mutti
Artur Becker
Artur Becker wurde am 12. Mai 1905 in Remscheid geboren. Im Alter von 14 Jahren trat er der Freien Sozialistischen Jugend bei. 1920, mit 15 Jahren, schloss er sich dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) an, der Jugendorganisation der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Dort entwickelte er sich zu einem aktiven und kämpfenden Mitglied für die Interessen der Jugend. Zwei Jahre später trat er der KPD bei. 1926 übernahm er die Leitung des KJVD des Bezirkes Niederrhein, bis er 1928 nach Berlin zog und 1929 in das Zentralkomitee des KJVD gewählt wurde.
Während seiner Ausbildung zum Dreher in einer Maschinenfabrik rief Artur die anderen Lehrlinge zum Streik gegen die ausbeuterischen Verhältnisse auf und stand für einen gemeinsamen Kampf der Auszubildenden ein. Aus diesem Grund wurde er im Jahr 1920 gekündigt. Trotzdem beendete Artur 1921 seine Lehre erfolgreich.
Der Beginn der Hitlerdiktatur zwang ihn Deutschland im Jahr 1933 zu verlassen. Aus dem Ausland heraus unterstützte Artur die illegalen Kämpfe gegen den Faschismus und gegen den anhaltenden Kapitalismus. In Paris gehörte er 1936 zu den Mitorganisator:innen einer Veranstaltung der Jugend zur Unterstützung der Genoss:innen in Spanien. Im Jahre 1937 ging Artur als einer der ersten freiwilliger Kämpfer nach Spanien, um gegen die Faschist:innen der Francodiktatur zu kämpfen. Dort wurde er Parteisekretär des Thälmann-Bataillons der 11. Internationalen Brigade. Bei den Kämpfen am Ebro wurde er schwer verwundet und am 13. April 1938 von den Faschist:innen gefangen genommen. Diese folterten ihn über Wochen, bis sie Artur Becker feige ermordeten.
Franziska Kessel
Franziska Kessel wurde am 6. Januar in Köln geboren und kämpfte schon in ihrer frühesten Jugend für den Sozialismus. Mit 15 Jahren trat sie der Sozialistischen Arbeiterjugend bei. In Frankfurt am Main arbeitete sie als Verkäuferin. Franziska war zudem Mitglied im Internationalen Sozialistischen Kampfbund und schloss sich 1928 der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) an. Innerhalb der KPD übernahm sie eine aktive Rolle, 1930 wurde sie vom Reichsgericht zu einem Jahr Festungshaft verurteilt, weil sie „KPD-Propaganda“ betrieben hatte. Im Jahr 1932 zog sie als Abgeordnete der KPD in den Reichstag für den Wahlbezirk Frankfurt am Main ein.
Bis 1932 gehört Franziska dem Reichstag an. Im März 1933 beteiligte sie sich am Widerstand der KPD in Bad Nauheim, woraufhin sie am 04. April 1933 verhaftet wurde. Am 17. November 1933 wurde Franziska vom Oberlandesgericht Darmstadt wegen aktiver Beteiligung für die illegale Kommunistische Partei Deutschlands zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.
Franziska Kessel starb in ihrer Zelle im April 1934. Das Landgerichtsgefängnis Mainz schrieb, sie haben Franziska erhängt aufgefunden. Klar ist, dass sie in Haft misshandelt worden ist. Mord ist wahrscheinlich, die Justiz spricht von Suizid. Ihr Todestag muss zwischen dem 14. April und dem 23. April 1934 liegen.
Otto Kropp
“Der Angeklagte Kropp hat sich noch in der Hauptverhandlung rückhaltlos zum Kommunismus bekannt.” – Aus dem Urteil der Faschist:innen
Otto Kropp ist am 7. Mai 1907 in Wuppertal-Elberfeld geboren. Bereits 1922 wurde er Teil der Arbeiter:innensportbewegung in Deutschland. Im Jahr 1931 trat er der KPD bei. Zwei Jahre später organisierte Otto den kommunistischen Widerstand in Wuppertal mit. Aufgrund von Festnahmen und Misshandlungen seitens der Faschist:innen musste er aus Deutschland flüchten.
Im August 1934 kam er wieder zurück und wurde in Essen tätig. 1935 wurde Otto Bezirkssekretär der KPD in Köln. In Köln kämpfte Otto für eine Bewusstseinsschaffung gegenüber dem Kapitalismus und dem Faschismus in den Betrieben. Dabei war er sehr erfolgreich. Er arbeitete unter anderem in den städtischen Gartenbetrieben, dem Nippeser Eisenbahnausbesserungswerk und den Kölner Verkehrsbetrieben. Am 27. März 1936 wurde Otto Kropp verhaftet. Im Zuge dessen kam es zu einer großen Verhaftungswelle der Faschist:innen gegenüber der KPD in Köln.
Am 15. Januar wurde Otto Kropp vom Volksgerichtshof zu Tode verurteilt. Noch während des Prozesses bekannte sich der Genosse zum Kommunismus und seiner Feindschaft gegenüber dem Faschismus. Am 25. Mai 1937 wurde Otto Kropp von den Faschist:innen ermordet.
Rosa Menzer
Rosa Menzer ist am 04. Januar 1886 in Olungjani (Litauen) geboren. Sie wuchs in einer strenggläubigen jüdisch-orthodoxen Familie auf. Ihre Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen und nur zwei ihrer Brüder konnten die Schule besuchen. Mit 12 Jahren machte Rosa eine Ausbildung zu Schneiderin. 1910 verließ sie Litauen und zog nach Deutschland. Sie trat direkt zu Gründung der KPD 1918 dieser bei. Rosa Menzer kämpfte für die Frauenbefreiung und nahm eine aktive Rolle in der KPD ein. Außerdem war sie eines der aktivsten Mitglieder im Roten Frauen- und Mädchenbund. 1934 wurde sie zu einer 18-monatigen Gefängnisstrafe verurteilt aufgrund ihrer Arbeit in der KPD. Trotz starker Repression des Staates griff sie weiter den Faschismus und das Heuchlerische kapitalistische System an.
939 folgte eine weitere Festnahme woraufhin sie ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verschleppt wurde. Als Jüdin war sie in Ravensbrück starken Misshandlungen und Quälerein ausgesetzt. Im März 1942 wurde Rosa Menzer in das Vernichtungslager in Bernburg/Saale gebracht mit vielen weiteren jüdischen Frauen, unter ihnen auch die Kommunistin Olga Benario.. Rosa Menzer wurde vermutlich am 28. Mai ermordet.
Ihren Töchtern wurde mitgeteilt ihre Mutter sei in Ravensbrück an Gebärmutterkrebs verstorben. Ein Paar Informationen sind dank der Nachforschungen von Rosa Thälmann erfasst worden.
Meine treuen Mädel, Eure Zeilen habe ich erhalten und hatte wie immer große Freude, Ruth, es freut mich, daß Du Deinen Posten bekommen hast, der Dir einigermaßen zusagt. Hauptsache, daß Du Deine Augen schonen kannst. Und Du, Ilse, wie ist es mit Deiner Arbeit? Die Nachricht, daß Ille und Rita wegfahren mußten, hat mich sehr gerührt. Ihr verliert gute Freunde, darauf muß man heute gefaßt sein. Sollte Hildes Tante* ihren jetzigen Wohnort ändern müssen, wünsche ich mir bloß, daß die Kinder tapfer bleiben und nicht den Kopf hängen lassen.
Ich bin fest überzeugt, daß sie auch das gut überwinden wird. Ich kenne sie als tapfere Frau mit guter Haltung, und starker Wille macht viel aus. Mir geht es wie sonst, bin guter Dinge, es fehlt mir nichts. Kinder, bleibt vernünftig, achtet auf Eure Gesundheit, das ist das Kostbarste. Ich weiß, Ihr werdet Euer Bestes tun und Euch gegenseitig unterstützen.
Liebe gibt Kraft.
Küsse innigst
Eure Mutter
*Mit ,Hildes Tante» meinte sich Rosa Menzer selbst. Sie ahnte bereits ihre bevorstehende Deportation in ein Vernichtungslager.
Magnus Poser
Magnus Poser ist am 26. Januar 1907 in Jena geboren. Bereits während seiner Ausbildung zum Tischler trat Magnus dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands bei. Er ist ein begeisterter Wanderer gewesen. Er durchwanderte viele verschiedene Länder wie die Schweiz, Österreich, Dänemark und die Sowjetunion. Magnus arbeitete ab etwa 1928 in den Zeiss-Werken in Jena. Außerdem wurde er im selben Jahr Mitglied in der KPD. Ebenso war er Mitglied bei den Proletarischen Freidenkern, welche sich für eine Trennung von Kirche und Staat einsetzten. 1931 verlor er die Stelle in Jena, da er zu einer 3-monatigen Haftstrafe verurteilt wurde aufgrund seines sozialistischen Kampfes. Verurteilt wurde er für „Landfriedensbruch“.
Im Jahr 1934 wurde er aufgrund seiner Funktion als Agitationsleiter der KPD Jena zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. 1936 kam Magnus aus der Haft und nahm sofort den sozialistischen Kampf wieder auf. Gemeinsam mit Lydia Orban, Paul Krahn und Michael Fries organisierte er im Raum Jena den antifaschistischen und sozialistischen Widerstand.
Frühere Mitglieder der sozialistischen Arbeiter:innenjugend sowie viele weitere Genoss:innen konnten so organisiert werden. Die Leitung der kommunistischen Widerstandsgruppe übernahm Magnus mit seinem Genossen Theodor Neubauer. Sie organisierten zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges mit Verbindungen über ganz Thüringen den Widerstand gegen den Faschismus und arbeiteten eng mit Genoss:innen aus Sachsen, dem Rheinland und Berlin zusammen.
Von Jena aus wurden für verschiedene Städte Flugblätter gedruckt. Nach jahrelanger erfolgreicher kommunistischer Arbeit wurde Magnus Poser am 14. Juli 1944 von der Gestapo verhaftet, welche ihn in das Gestapogefängnis in Weimar brachten.
Bei einem Fluchtversuch wurde Magnus Poser von fünf Schüssen erfasst und schwerst verletzt. Daraufhin brachten die Faschist:innen ihn in das KZ Buchenwald. Trotz Folter gelang es der Gestapo nicht an Information von ihm zu gelangen.
Magnus Poser erlag seinen Verletzungen am 21. Juli 1944.